Spaichingen

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Pfarrarchiv der Kirchengemeinde St. Peter und Paul

Seit wenigen Tagen (Oktober 2010) beherbergt unsere Gemeinde wieder ihr Jahrhunderte altes Archiv. Es birgt für unsere Gemeinde, ja für die ganze Stadt Spaichingen, wertvolle Dokumente. Das älteste Schriftstück datiert auf das Jahr 1453 und gilt wohl als das älteste Dokument in unserer Stadt. In ihm wird mitgeteilt, wie die Gemeinde im Tal und die Kirche auf dem Dreifaltigkeitsberg die in der Wallfahrtskirche anfallenden Opfergaben aufzuteilen haben. Unser Archiv ist „das Gedächtnis“ unserer Gemeinde.

Die Pfarrchroniken aus den Jahren 1815 und 1840 sind eine wahre Fundgrube für alle, die wissen wollen, wie es früher gewesen ist in unserer Stadt. Nicht nur kirchliche Ereignisse, sondern ebenso auch die Vorkommnisse in der bürgerlichen Gemeinde sind hier von den jeweiligen Pfarrern festgehalten. Das Familienregister, die Tauf-, Ehe- und Sterberegister geben Auskunft über die Vorfahren unserer Stadt. Leider sind im Jahre 1633 während des Dreißigjährigen Krieges die „Kirchenbücher“ ein Raub der Flammen geworden, so dass die Ahnenforschung nicht über die Zeit vom Ende dieses Krieges im Jahre 1648 hinausreicht.

Dieser Schatz wäre unserer Gemeinde im Laufe der Zeit verloren gegangen, wäre uns nicht Diözesanarchivar Dr. Aderbauer mit Rat und Tat beigestanden. In den Jahren 2001 - 2007 veranlasste er immer wieder Luftfeuchtigkeitsmessungen. Die Werte lagen mit 75 % weit über dem zulässigen Höchstwert für ein Archiv. Man installierte ein Entfeuchtungsgerät. Im Verlaufe weniger Monate wurden dem Raum mit dem Archivgut über 60 Liter Wasser entzogen. Daraufhin besserte sich der Luftfeuchtigkeitswert erheblich und man glaubte, das Problem gelöst zu haben. Doch neue Messungen kurze Zeit danach zeigten eine deutlich steigende Tendenz. Dr. Aderbauer besuchte unsere Gemeinde und nahm unser Archiv in Augenschein. „Zeigen Sie mir mal ein älteres Dokument!“ Ich reichte ihm ein Bündel mit Kirchepflegerechnungen aus dem Jahre 1727. „Sehen Sie den Blauschimmel am Rand der Dokumente?“ In der Tat, die bläuliche Färbung war unverkennbar. „In wenigen Jahren hat der Blauschimmel das ganze Dokument erfasst, Sie können es dann nicht mehr lesen.“, so Dr. Aderbauer. Was nun tun? Es war klar, dass der Raum im Kellerbereich des Kindergartens St. Raffael als Archivraum nicht mehr zu halten war.

Um die Archivalien vor dem weiteren Verfall zu bewahren, veranlasste Dr. Aderbauer die Räumung des Archivs. Am 18. März 2008 kam der ganze Archivbestand nach Stuttgart in eine Firma, die sich auf die Trocknung von Archivgut spezialisiert hat.

In unserer Gemeinde suchten in der Folgezeit alle Verantwortlichen nach einem geeigneten Archivraum. Er sollte, so der Rat von Dr. Aderbauer, am besten im ersten Stock eines kircheneigenen Gebäudes platziert sein. Man erwog, notfalls eine Wohnung im Kindergarten St. Raffael aufzugeben und zum Pfarrarchiv umzugestalten. Diese Wohnung sollte jedoch für zeitweilig Angestellte in unserer Gemeinde frei gehalten werden.

Die Zeit verging, ohne eine Lösung zu finden. Inzwischen musste das sanierte Archivgut in Stuttgart abgeholt werden. Da kam Dr. Aderbauer der Gemeinde entgegen und ließ unser Archivgut im Diözesanarchiv zwischenlagern. Pfarrer Maurer und der Kirchengemeinderat waren sich einig, dass unser Archiv wieder in unsere Gemeinde zurückgeholt werden muss. Dr. Aderbauer versicherte, dass eine Gemeinde unserer Größe ihr Archiv vor Ort haben sollte.

Im Jahre 2009 geschah es dann, dass Architekt Hermann Aicher bei der Planung der Kindertagesstätte im Kindergarten St. Franziskus eine Lösung fand, die allerseits gutgeheißen wurde. Für das Archiv konnte er einen 30 qm großen Raum nebst einem kleinen Arbeitsraum einplanen. Ehe man mit dem Ausbau begann, kam Ende Oktober 2009 Dr. Aderbauer erneut in unsere Gemeinde, um sich über die Planung vor Ort zu informieren. Eine Luftfeuchtigkeitsmessung im neuen Raum zeigte ein tolerables Ergebnis. Dr. Aderbauer gab grünes Licht für den Ausbau des neuen Archivraumes. Im September dieses Jahres war das neue Archiv fertig gestellt. Dr. Aderbauer veranlasste sodann eine erneute Messung im neuen Raum. Sie fiel zu seiner Zufriedenheit aus. Er kam 26. Oktober erneut in unsere Gemeinde, um die neuen Räumlichkeiten im Beisein von Pfarrer Mauerer, Architekt Hermann Aicher und Peter Schuhmacher vom Heimatverein zu inspizieren. Dem Heimatverein war es stets ein großes Anliegen, dass das Pfarrarchiv wieder nach Spaichingen kommt. So organisierte Peter Schuhmacher den Rücktransport unseres Archivs von Rottenburg nach Spaichingen. Am 4. November wurde es in den neuen Raum im Kindergarten St. Franziskus gebracht, wo es wohl nun verbleiben wird für alle, die nach uns kommen.

Fritz Mattes, Oktober 2010

 

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