Er ist das wichtigste Stück der Kirche, der innere Mittelpunkt, auf den alles hingeordnet ist. In hellem Jurastein ist er von Herbert Albrecht aus einem einzigen Stück gehauen worden. Er wächst gewissermaßen aus dem Boden. Zwölf miteinander verbundene Säulen tragen die Altarplatte. Die zwölf Säulen des Altars erinnern an das Wort aus dem Epheserbrief (2,20):
„Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut, der Schlussstein ist Jesus selbst.“
Die Zwölferzahl kann einen auch erinnern an Aussagen der Geh. Offenbarung über das himmlische Jerusalem (21,12 und 14):
„Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf. Auf die Tore sind Namen geschrieben: die Namen der zwölf Stämme Israels. … Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine, auf ihnen stehen die Namen der zwölf Apostel des Lammes.“
Der Altar ist wohlproportioniert. Mit den 12 Säulen, welche die Altarplatte tragen, hat der Künstler bewusst auch das Motiv der Säulen, die für den neugotischen Raum charakteristisch sind, aufgegriffen. Wohltuend im Chorbereich wirkt die große ebene Fläche rund um den Altar. Sie ist durch das Abtragen einer vorher bestehenden „Altarinsel“ entstanden.
Der Ambo wächst wie ein Baum mit drei Stämmen aus dem Boden. Die Dreizahl der Säulen am Ambo kann alle möglichen Assoziationen in einem aufsteigen lassen, angefangen von Hinweisen auf die Trinität bis zu den drei göttlichen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe, die vom Ambo aus verkündet werden sollen.
Der Ambo wirkt sehr schlank und leicht. Er ist ein formschönes Lesepult, keine weitausladende Kanzel. Er ist näher als der Altar zu den Bänken gerückt, damit der Prediger den Menschen möglichst nahe ist.
Der Ambo soll durch die Architektur verdeutlichen: Als Christen leben wir nicht nur vom Tisch des Altars, sondern auch vom Tisch des Wortes, vom Wort Gottes, das uns hier verkündet wird.
weist uns auf den hin, dessen Botschaft am Ambo verkündet und dessen Lebenshingabe am Altar gefeiert wird. Das alte Kreuz ist durch eine interessante Umrahmung, die in modernen Formen Anklänge an byzantinische Kreuzesdarstellungen bringt, zum optischen Mittelpunkt des Chorraumes geworden. Emil Kiess schuf durch bemalte bzw. versilberte Tafeln, die parallel zu den Kreuzesbalken verlaufen, einen breiten Hintergrund für den barocken Korpus des Gekreuzigten. Es gelang ihm dadurch zu verhindern, dass das Kreuz bei Tageslicht im Gegenlicht der Fenster fast verschwindet. Zugleich konnte er das Kreuz und den Gekreuzigten als die eigentliche Mitte jeder Kirche und jeder christlichen Gemeinde stark herausheben. In die Felder parallel zum Längsbalken des Kreuzes malte er einen Lebensbaum. Er wollte damit andeuten, dass der tote Stamm des Kreuzes zu einem Stamm, der lebt, geworden ist, dass der tote Christus von Gott zu neuem Leben erweckt wurde und für alle, die an ihn glauben, zum „Urheber des Lebens“ geworden ist. Einen Hinweis auf die Auferstehung des Gekreuzigten können wir auch in dem Goldrahmen sehen, der die inneren Tafeln umgibt und schließlich in den beiden versilberten Tafeln, die links und rechts unten als Begrenzung angebracht sind und zugleich die Tafeln mit dem Lebensbaum in Kreuzform erscheinen lassen. Gold und Silber sind die Farben Gottes. Sie wollen uns von der Auferweckung des Gekreuzigten durch Gott künden.
Das Kreuz möchte jedem, der es anschaut, dazu bringen, mit einem alten Kirchenlied zu bekennen:
O du hochheilig Kreuze,
daran mein Herr gehangen
in Schmerz und Todesbangen.Wer kann genug dich loben,
da du all Gut umschlossen,
das je uns zugeflossen.Du bist die sichre Leiter,
darauf man steigt zum Leben,
das Gott will ewig geben.Du bist das Siegeszeichen,
davor der Feind erschricket,
wenn er es nur anblicket.Du bist des Himmels Schlüssel,
du schließest auf das Leben,
das uns durch dich gegeben.
Der Tabernakel als Aufbewahrungsort der eucharistischen Gaben ist besonders schön gestaltet worden. Eine Jurasäule trägt den eigentlichen Tabernakel. An die Wand hinter den Tabernakel hat Emil Kiess in leuchtenden Farben Trauben und Ähren gemalt; sie weisen uns darauf hin, woraus die eucharistischen Gaben bereitet werden. Sie erinnern an die Worte Jesu vom Weizenkorn und dem Weinstock.
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh. 12,24)
„Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer … Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ich seid die Reben. Wer in mir bleibt, und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Joh. 15,1.4 und 5)
Auf den Tabernakeltüren sehen wir in einer Vergoldung eine große Hostie; man kann sie auch als Sonne deuten (Jesus als Licht der Welt). Innen ist der Tabernakel vergoldet. Die Vergoldung und die leuchtenden Farben im Hintergrund wollen uns daran erinnern, welche Kostbarkeit wir hier aufbewahren: Im Zeichen des Brotes die bleibende Gegenwart des Herrn für die Seinen. Oder lassen wir es uns von Liedtexten sagen:
„Das Heil der Welt Herr Jesus Christ wahrhaftig hier zugegen ist“
„Gott ist nah in diesem Zeichen, knieet hin und betet an.“
Hinter dem Altar, vor dem Altarkreuz, ist der Taufbrunnen. Er ist wie ein wirklicher Brunnen mitfließendem Wasser ausgerüstet - erinnernd an das Wort Jesu, dass er gekommen ist, um uns „lebendiges“ Wasser zu schenken. Der Taufbrunnen steht in der Spitze des Chorraumes, eine Stufe führt zu ihm hinunter.
Die Stufe, die zum Taufbrunnen hinunterführt, ist ein gestalterisches Element, will aber auch an die Taufpraxis der alten Kirche erinnern, bei welcher der Täufling ins Taufbecken hinunterstieg, um in symbolischer Weise die Aussagen des Paulus über die Taufe zu verdeutlichen (Röm 6, 3-4) : „Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“ Dass der Taufbrunnen im Angesicht der Gemeinde ist, soll uns daran erinnern: die Taufe nimmt uns auf in die Gemeinschaft der Kirche.